Verantwortung, Bildung und Gesundheit
Gesundheit ist uns allen wichtig. Wir sind froh, wenn wir gesund sind, unsere Familie, Verwandten, Freunde etc. Wären wir nicht gesund, könnten wir nicht unbeschwert leben. Daher können wir froh sein, ein doch, selbst im internationalen Vergleich, relativ starkes Gesundheitssystem zu haben.
Die „spontane“ Entscheidung, mit dem Eintreten der Corona-Pandemie alles zu schließen und Menschen auf Abstand zuhalten, war sicherlich keine leichte, doch mitunter eine vernünftige Entscheidung. Mit Sicherheit hat es jeden einzelnen Kraft, Energie, mitunter auch Nerven gekostet, aber dafür sind wir in Deutschland glimpflich durch die Corona-Zeit gekommen.
Wenn ein jeder in unserer Gesellschaft Verantwortung für sein Handeln tragen würde, Abstand halten und Respekt voreinander haben würde, wären die getroffenen Abriegelungsmaßnahmen vielleicht gar nicht erforderlich gewesen. Aber sie waren da – zum Schutz der Gesund aller.
Dass es uns somit gut ergangen ist, hat nun unschöne Folgen: Corona-Verschwörungstheorien und blinder Aktionismus setzen ein.
Auf Verschwörungstheorien möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, denn – wie sagt man in Köln – ein jeder Jeck ist anders. Leben und leben lassen.
Schlimm finde ich den nun einsetzenden blinden Aktionismus seitens der Politik, besonders in NRW.
Es gibt keine Anleitung, wie man mit dem Virus umzugehen hat und damit gibt es keinen Königsweg.
Aber ein Bundesland, das die dritthöchsten Sterbezahlen zu Corona hatte, öffnet alle Kitas und Grundschulen. Keine Abstandsregelungen mehr. Das ist räumlich einfach nicht machbar. Doch die Empfehlung von 1,5m Abstand bleibt. Es gibt Öffnungen für alle Kitas und Grundschulen ohne Konzept, ohne Strategie, ohne Überlegung.
Herr Dr. Stamp, Minister für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, sagte letzte Woche in einem Interview, „man müsse die letzten zwei Wochen vor den Ferien und die Sommerzeit dazu nutzen, die Ungleichheiten in der Bildung wieder anzugleichen“. Ganz ehrlich – soll in zwei Wochen plus Sommerzeit – etwas ausgeglichen werden was schon seit Jahren schief läuft?
Und wer unterrichtet Benachteiligte in der Sommerzeit? Soweit ich weiß, hat der Lehrerverband ausgeschlagen, die Sommerferien für Unterrichtszeiten als Ausgleich für den nun ausgefallen Unterricht zu nutzen. Erholung muss eben sein. Ausgleich ist alles.
Herr Dr. Stamp, wie ist denn nun Ihre Strategie für den Ausgleich Benachteiligter in der Sommerzeit?
Frau Gebauer, wenn Abstand halten, Respekt und Gesund von gestern sind, was ist der Unterricht von morgen? Kinder im Durchzug sitzen lassen? Vielleicht stellen Sie in den Schulen die Heizung an – ähnlich wie bei Cabrios. Umweltschutz war auch gestern. Wie stellen Sie sicher, dass unsere Kinder neben dem Ausgleich von Bildung auch gesund nach Hause kommen? Wie viel junges Lehrpersonal haben Sie in petto? Oder gelten ältere und vorerkrankte Lehrer und Lehrerinnen nicht mehr als Risikopersonen? Hat sich das ähnlich wie bei Kindern um 180 Grad geändert?
Wem nützen diese unüberlegten Entscheidungen!?
Eine unüberlegte Entscheidung wie diese bringt das gerade neu organisierte Leben in vielen Familien erstens wieder durcheinander. Zweitens, es besteht die Möglichkeit, das mit viel Kraft und Energie bisher erreichte gesundheitliche Wohlergehen innerhalb von zwei Wochen wieder zunichte zu machen.
Und drittens, die benachteiligten Schüler und Schülerinnen werden in zwei Wochen wohl kaum das Verpasste nachholen können. Die Sommerzeit ist – dank Lehrerverband – Erholungszeit. Also auch hier besteht keine Möglichkeit für benachteiligte Schüler und Schülerinnen, etwas nachholen zu können.
Ich möchte hiermit alle Eltern und Lehrer gleichermaßen dazu aufrufen, diese Zeit zu nutzen, um die Umsetzung von Veränderungen im Bildungsumfeld vehement zu fordern:
Und ganz ehrlich, mit den technischen Möglichkeiten, die es heute gibt, ist eine Umsetzung gar nicht schwierig. Vielleicht zu Beginn arbeitsintensiv, aber dafür nachhaltig. Finanziell sollte es bei dem Paket, was die Regierung geschnürt hat, auch kein Problem sein, die Bildungsmöglichkeiten auf Vordermann zu bringen. Das ist der Bildungsauftrag für Herrn Dr. Stamp und Frau Gebauer.
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Annette Christ